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Meine Geschichte

Es begann im Alter von 45 Jahren, schleichend und unbemerkt. Und bevor ich wirklich realisieren konnte, was mit mir passierte, steckte ich schon mittendrin. Eine Krise, die vollkommen verquer daherkam, nicht mit Traurigkeit und Tränen, sondern mit wilder Partylust und einer Gier nach Abenteuern und neuen Erlebnissen. Für mich war es großartig, ich fühlte mich so lebendig, wie nie zuvor in meinem Leben. Ganz anders für mein Umfeld, die konnten kaum glauben, mit welchem Tempo und unglaublicher Energie ich plötzlich durchs Leben rauschte. Am schwierigsten war es wohl für meinen Mann. Er hat es nicht überlebt. Also er ist nicht wirklich physisch gestorben, aber unsere Ehe fiel der Krise zum Opfer, sowie auch mein Job, mein Haus, die ein oder andere Freundschaft und allem voran, die brave Tochter, die ich war.

Was ich hier jetzt im Nachhinein so flapsig formuliere, war natürlich während dieser Zeit nicht halb so lustig. Auf den anfänglichen Lebenshunger folgte eine tiefe Depression. Rückblickend muss ich sagen, dass es für mich eine sehr wertvolle und dringend nötige Zeit der Reflexion war. Ich selbst wäre noch nicht einmal auf die Idee gekommen, dass es sich bei meinem Zustand um den Anfang einer Lebenskrise handeln könnte. Als ich meiner Tochter wieder einmal mit einer neuen Idee kam, lachte sie mich an und sagte: „Weißt du, dass sich Frauen in der Midlife-Crisis schlimmer aufführen als pubertierende Teenager? Bei denen erwartet man wenigstens kein rationales Verhalten.“ 

Midlife-Crisis – die zweite Pubertät?

Ich habe mein Leben auf den Kopf gestellt und nach und nach alles verlassen und niedergewalzt, was mir vertraut war und meinen Tagen Struktur gab. Eine Rebellion gegen alles, was mir auch nur im entferntesten Grenzen setzte. Damals wusste ich noch nicht, dass die wirkliche Limitierung in mir lag und das Überschreiten der äußeren Grenzen, der Beginn der Suche nach mir selbst war. 

Was will ich noch vom Leben? 

Was ist mir denn überhaupt wichtig? 

Für was stehe ich und was möchte ich, dass man am Ende meines Lebens über mich sagt? 

Wer bin ich und was bleibt von mir, wenn alles um mich herum wegfällt. 

Zwischenzeitlich habe ich mit vielen Frauen gesprochen und bei den meisten kommt die zweite Pubertät nicht in einer ganz so heftigen und nach Veränderung schreienden Sehnsucht daher, doch die Fragen, die sich mir stellten, die kennen sie alle. 

Ich nenne die Lebensmitte, wobei sie bei den einen den Lebensjahren nach früher und bei anderen später kommt, die Schwellenzeit. Wir sind nicht mehr jung, aber auch noch nicht alt. Es ist eine Übergangszeit in der ein Lebensabschnitt zu Ende geht und der nächste noch nicht wirklich begonnen hat.

Es ist eine Zeit, in der Familienplanung und Karriere erstmal vorbei sind. Wir haben viel erlebt und einiges an Erfahrungen, gute und schlechte, gemacht. Sind nicht mehr so unbefangen, aber auch nicht mehr so auf äußere Anerkennung und Bestätigung fixiert. 

Midlife-Crisis, die Chance uns selbst neu zu entdecken

Das, was uns einmal wichtig war, hat sich vielleicht verändert oder wir haben es im Laufe der Jahre einfach vergessen. Jetzt ist Gelegenheit zu prüfen, ob unsere Überzeugungen und Verhaltensweisen noch zu uns passen. Es ist Zeit stehen zu bleiben, auf uns zu schauen und in uns hinein zu horchen, ob unser Leben noch zu dem passt, was wir uns erträumen und erhoffen, oder ob wir daran vollkommen vorbei leben.

Das Leben ist wundervoll. Und ich habe das Gefühl, dass es in der zweiten Lebenshälfte mindestens doppelt so intensiv erlebt werden kann als in jungen Jahren.

Und deshalb kommt mein Aufruf an alle Frauen aus tiefster Überzeugung: Lass dich ein auf die Chance der Midlife-Crisis und stelle die Weichen auf „die besten Jahre deines Lebens“!