Ich verbrachte einige Zeit in Vancouver, Kanada. Und weil ich dort ja niemanden kannte und gerne tanze, besuchte ich 5-Rhythmen-Tanzveranstaltungen. Für alle die das nicht kennen: Es ist ein freier Tanz, der etwas weniger als zwei Stunden dauert und wie eine Welle aufgebaut ist, die sich aus 5 Rhythmen zusammen setzt. Man fängt langsam an, dann steigert es sich bis die Welle bricht. Einer der Rhythmen in der Welle ist das Chaos. Anfangs war das für mich schwer zu tanzen, doch ich fing an, gerade diesen Teil mehr und mehr zu lieben. Die chaotische Musik gab mir die Möglichkeit unbekannte Bewegungen zu machen, irritiert zu sein und nicht genau wissen, wie ich mich dazu bewegen kann und die wiederholte Aufforderung der Anleiterin: „Keep on going! Mach weiter und hör nicht auf!“ erinnerten mich daran, dass es im Leben oft so ist. Eben nicht genau zu wissen, wie es geht und was es bedeuten soll. Und darin aber gleichzeitig die Chance liegt neue Dinge zu erleben und aus alten Mustern und Gewohnheiten auszubrechen. Eine tolle Übung die Angst vor dem Unbekannten in Neugier auf das Leben selbst zu verwandeln.
Warum komme ich jetzt, etwa drei Jahre später, wieder darauf zurück?
Weil ich das Gefühl habe, dass gerade sehr viele Menschen zu mir kommen, die unglücklich sind, weil sie genau davor zurück schrecken. Ich predige gerne davon, dass einem im Außen das begegnet, was man selbst in sich trägt. Es ist wahr! Ich stehe selbst auch wieder einmal an so einem Punkt. Wünsche mir eine Veränderung in meinem Leben und fürchte mich vor dem Unbekannten und den nicht berechenbaren Folgen, die eine Veränderung mit sich bringen könnte. Ich will etwas anders haben, aber die Veränderung selbst will ich nicht. Ich halte am alten Verhaltensmuster fest und scheu mich vorm Gehen.
Angst vor dem Unbekannten? – Was kann tatsächlich Schlimmes passieren?
Das ist der Anfang von viel Unzufriedenheit und Leid, denn der ursprüngliche Wunsch, der in uns wohnt, verschwindet deshalb nicht einfach. Und je mehr wir versuchen ihn zu unterdrücken, umso lauter schreit er und umso mehr Kraft kostet es, ihn klein zu halten. Bei mir persönlich zeigt sich das in einem Hexenschuss! Die Muskeln bis zur Bewegungslosigkeit anspannen, ist eine effektive Methode mich selbst zurück zu halten.
Meine Lösung? Der Angst ins Auge blicken, „Ja“ sagen zu meiner ganzen Verletzlichkeit, zu meinen Zweifeln und Widerständen und losgehen. Kleine Schritte führen auch zum Ziel! Übe mutig sein, übe, über den Zaun zu schauen und wage den Gedanken, etwas Neues auszuprobieren. Vielleicht ist es gar nicht so gefährlich wie du denkst und es besteht die Chance deine Träume wahr werden zu lassen.
So ist es nun einmal – das Leben ist wild und gefährlich, du könntest verletzt werden, dich lächerlich machen oder einen Fehler begehen – aber das größte Risiko ist, dass du stirbst bevor du wirklich jemals in Gefahr warst.
Lust am Leben – in guten und in schlechten Tagen
Die Freude im Gehen selbst finden, ist wahrscheinlich die schwerste, aber auch die wunder-vollste Aufgabe, die wir im Leben annehmen können. Und Übung macht dabei den Meister. Ich mach mich auf den Weg und freue mich über jeden, der mit mir geht!