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Gestern Abend habe ich mit einer Gruppe von Frauen die Dunkelheit gefeiert. Die Zeit des Jahres, in der sich die Sonne oft nur für ein paar Stunden zeigt und die Nächte immer noch länger werden. Viele Menschen schauen mich verdutzt an, wenn ich von diesem Ansinnen erzähle, weil sie meinen, dass es da nichts zu feiern gibt und sie im Grunde schon das Frühjahr und die Kraft der Sonne herbei sehnen. Das einzig Schöne an der dunklen Zeit sind die immer mehr werdenden Lichter, die die Innenstädte erhellen und die Gärten und Häuser schmücken.

Die Dunkelheit ist eines der Wörter, das mit viel Negativem besetzt ist. In der Regel mit den Gefühlen Einsamkeit, Kälte und vor allem Angst. Ist es das, warum sie so unbeliebt ist? Dabei will sie uns doch nur einladen, still zu werden. Sie möchte uns die Zeit schenken auf uns zu schauen. Ja, es ist paradox! Wir können scheinbar nichts mehr sehen und erhalten dadurch die Gelegenheit erst wirklich zu erkennen. In der Abgeschiedenheit der Dunkelheit lenkt uns nichts mehr ab und wir sind gezwungen mit unserem Herzen zu sehen. Wir hören unser Innerstes sprechen und es sagt uns ganz genau, wo wir an uns selbst vorbei leben, wo wir vollkommen entgegen dem handeln, was wir eigentlich tun möchten, wann wir uns selbst belügen und nicht zu uns stehen. Im Kleinen wie im Großen. Das ängstigt uns und macht traurig. Doch wenn wir uns nur mit etwas Mut und Zuversicht hineinwagen, in die Zeit der langen Nächte, dann birgt sie eine große Chance für uns. Sie schenkt uns die Möglichkeit zu erkennen, was wir erleben möchten, wo unsere Sehnsucht hingeht und von was wir träumen.

Die Dunkelheit trägt in Wahrheit das Bild der Weiblichkeit und von Mutter Erde in sich, in deren Schoß das Samenkorn gesät wird und darin geschützt heranreifen darf bis es aus eigener Kraft sichtbar wird und in die Welt hinaus geht.

Also lasst uns die Dunkelheit als Freundin begrüßen, ihren Wert schätzen und die Zeit nutzen, um zu erkennen, welches Licht in uns geboren werden möchte!